Herstellung

Weich gedrehte Fäden lassen einen fließenden Stoff mit weichem Griff entstehen. Gewebt wird der Stoff in Leinwandbindung. Bei dieser Bindung werden die Kettfäden abwechselnd über und unter die Schussfäden gelegt. Dadurch sieht Musselin sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite gleich aus und kann beidseitig verwendet werden - ein echter Vorteil für Nähanfänger!
Herkunft und Bedeutung
Ursprünglich stammt der leichte Stoff aus der Region Südasien, genauer gesagt aus dem Raum Bangladesh. Insbesondere in Dhaka wurde bis ins 19. Jahrhundert aus einer dort heimischen Baumwollsorte der leichte Stoff gewebt - ideal für heiße und feuchte Sommertemperaturen. In der irakischen Stadt Mossul machte der bekannteste Reiseautor des Mittelalters, Marco Polo, Bekanntschaft mit dem Stoff und nannte ihn nach dem Stadtnamen “Mossolina”.
Seine Blütezeit erlebte der Musselin um 1800, als er für die europäische Damenmode nahezu unverzichtbar wurde. Das führt sogar dazu, dass eine Krankheit scherzhaft nach dem luftigen Stoff benannt wurde: Musselin war so beliebt, dass die Damen auch im Winter nicht auf das Tragen des angenehmen Stoffs mit der leichten Crinkle-Optik verzichten wollten. Das führte häufig zu Erkältungs- und Lungenkrankheiten, der “Musselin-Krankheit”.   

Verarbeitung des Stoffes

Vorwaschen

Musselin sollte unbedingt vorgewaschen werden, da er bei der ersten Wäsche meist etwas eingeht. Er hat einen Restschrumpfwert von 15%  bis zu 30%. Also lieber ausreichend viel Stoff kaufen und einkalkulieren, dass Länge verlorengeht. Einmal vorwaschen ohne Weichspüler ist absolut ausreichend. TIPP: Lassen Sie den Musselin an der Luft trocknen und verzichten Sie auf Wäscheklammern zum Aufhängen, denn diese hinterlassen unschöne Abdrücke.
Versäubern und anzeichnen
Musselin kann leicht ausfransen und sollte daher vor dem Vernähen versäubert werden. Alternativ kann man ihn mit einem Rollsaum versehen.
Eine großzügige Nahtzugabe verhindert, dass sich der Stoff beim Nähen in der Stichplatte verheddert oder sogar hineingezogen wird. Für das Anzeichnen des Schnittmusters eignet sich am besten ein Kopierrädchen. Durch seine Struktur verzieht sich Musselin gerne beim Anzeichnen mit Schneiderkreide oder Kreidestiften.
Nähen
Mit einer Universalnadel der Stärke 70 für feine Stoffe und einer größeren Stichlänge (3 - 3,5) lässt sich Musselin sehr gut nähen. Wer Angst hat, dass die spitze Nadel dem Stoff Schaden zufügt, nimmt einfach eine Jerseynadel gleicher Stärke. Zusätzlich kann man den Druck des Nähfüßchens etwas geringer einstellen oder einen Obertransportfuß benutzen. So kann sich nichts verziehen während des Nähens. Dank seiner griffigen Struktur lässt sich Musselin ohne Probleme verarbeiten.

Musselin waschen und bügeln

Musselin oder Double Gauze?

Was kann man aus Musselin nähen?